Auch der Holunder ist jetzt selbst bei uns hier oben endgültig reif und bei mir tatsächlich auch schon verarbeitet.

Wie so viele andere super gesunde und leckere Dinge wächst auch der Holunder oder die Fliederbeere, wie er auch genannt wird, wild und letztlich überall kostenlos in der Natur. Ein heimisches Superfood, das wir einfach zu ernten brauchen, wie toll!

Dabei ist der Holunder schon sehr lange ein wichtiger Bestandteil nicht nur unserer Nahrung und der Hausapotheke, sondern auch unserer Kultur unserer Mythen.

Den Germanen war er Lebens- und Sippenbaum, die Kelten verehrten ihn als heiligen Baum, der die Unendlichkeit des Lebens symbolisiert.

Der heilige Holunder galt als Sitz der guten Hausgeister und durfte auf keinem Hof fehlen. Dem Glauben nach wohnte die Schutzgöttin Holda in ihm. Sie sollte über das Wohl von Pflanzen und Tieren wachen, sowie Blitz und Donner von Häusern und Scheunen fern halten.

Wie tief verwurzelt der sagenumwobene Holunder ist, sehen wir auch in der Märchenwelt. So existieren mehrerer Sagen um Frau Holle, nach der der Busch vermutlich benannt ist und die wir auch als Hulda oder Perchta kennen und die wohl auf die germanische Göttin Frigga zurück gehen. (siehe hier auch die Podcasts zu den Raunächten)

So wacht Frau Holle, wenn wir uns das alte Märchen über die Betten schüttelnde Alte und ihren Umgang mit der Gold- und Pechmarie anschauen, im tieferen Sinne über die Zyklen von Tod und Wiedergeburt, dem was wir heute aus der vedischen Kultur als Karma bezeichnen würden.

Frau Holle galt als die Hüterin des Eingangs zur Anderswelt, als Prüferin der Seelen und Hüterin der Seelen bis zu ihrer Geburt, weshalb sie auch über die Jahrtausende als Quelle für Fruchtbarkeit gesehen wurde.

Es lohnt also vielleicht auch heute noch, einem Holunder und seinem innewohnenden Geist mit Respekt und Dankbarkeit zu begegnen. Auch wenn wir heute mangels Hut diesen nicht mehr ziehen, wenn wir an einem Strauch vorbei gehen, ist ein kleiner Dank beim Ernten der Beeren sicher niemals fehl am Platz.

Zumal der Holunder so nützlich ist.

Schon in der Antike galt er als universell einsetzbare Arzneipflanze und man verwendete die reifen Holunderbeeren als harntreibendes und abführendes Arzneimittel. Später setzte man den Holunder auch als Heilpflanze bei Fieber und Infekten der Atemwege ein.

Dank seiner vielfältigen Einsatzmöglichkeiten bei Krankheiten und als wichtiger Vitamin C Lieferant galt er lange als „Apotheke der armen Leute“.

Heute wissen wir, dass Beeren und Blüten viele gesundheitsfördernde Inhaltsstoffe besitzen und so wird in der Naturheilkunde der Holunder weiterhin breit eingesetzt.

Weil er dabei aber auch so lecker ist, finden wir ihn heute fast eher in leckeren Cocktails und anderen Leckeren. Das macht aber gar nix – denn deshalb wirkt er nicht weniger. Schon gar nicht, wenn er frisch und ohne überflüssige Zutaten verarbeitet wird.

Holunderblüten und -beeren gelten als traditionelle Mittel gegen Fieber und Erkältungskrankheiten.

Holunder bringt Linderung bei Husten, Heiserkeit, Schnupfen, Fieber, Bronchitis und Gliederschmerzen.

Die im Mai bis Juni geernteten Holunderblüten

 steigern die Abwehrkräfte,

wirken entzündungshemmend,

lösen festsitzenden Schleim bei Bronchitis und Nebenhöhlenentzündung oder Schnupfen,

senken Fieber,

wirken schweißfördernd,

regen die Nierentätigkeit an und sind dadurch harntreibend.

 

Die reifen Beeren des schwarzen Holunders wirken

antiviral,

immunstärkend und

entzündungshemmend und werden deshalb vor allem im Winter bei Erkältungskrankheiten eingesetzt – natürlich schadet der Einsatz sicherlich auch nicht bei diesem neuen Virus :-)

Da Holunderblüten sowie Beeren vollgestopft sind mit Vitalstoffen, wundert das eigentlich nicht.

Die Blüten enthalten Flavonoide, sekundäre Pflanzenstoffe, die eine schleimlösende Wirkung haben, ätherische Öle, die die Schleimsekretion anregen, Gerbstoffe, die zusammenziehend wirken, Phytosterine, die die Zellmembranen stabilisieren, sowie reizmildernde und schleimhautschützende Schleimstoffe.

 

Die reifen Holunderbeeren sind reich an Vitamin C, Vitaminen der B-Gruppe einschließlich Folsäure, Mineralstoffen wie Kalium, Kalzium sowie Phosphor und natürlich wie man unschwer an der Farbe erkennen kann, jede Menge sekundäre Pflanzenstoffe.

 

Vorsicht ist allerdings bei den rohen und vor allem unreifen Beeren geboten. Sie enthalten Sambunigrin. Aus diesem Inhaltsstoff kann Blausäure freigesetzt werden. Eine Überdosis der unreifen Früchte führt zu Übelkeit, Erbrechen und Durchfall.

Eine Lektion, die ich bzw. meine damals knapp 3 jährige Tochter eindrücklich lernen durften. Während ich die Beeren erntete, aß sie bereits fleißig aus dem Eimer. Ich dachte, der Geschmack wird sie schon stoppen, denn so lecker sind die rohen Beeren ja nicht und wenn es ihr schlecht wird, hört sie schon auf. Naja, es ging ihr gut, sie war putzmunter – bis wir wieder im Wohnzimmer waren, wo sie sich unangekündigt und auch ohne weitere Nachwirkungen einmal dunkellila über die weiße Couch erbrochen hat….

Holunder finden wir bei uns wirklich fast überall. Die ursprüngliche Heimat des schwarzen Holunders ist wohl Mitteleuropa, aber heute findet man den anspruchslosen Strauch von Kleinasien über Westsibirien bis hin zum Kaukasus.

Vor allem an Feldrainen, Waldrand, Auwäldern, Zäunen und Hecken sowie Hauswänden und Gärten.

Ich finde, er sollte auch heute an keinem Haus fehlen.

Denk bitte auch hier daran, niemals alles abzuernten, sondern den Wildtieren immer einen Teil übrig zu lassen.

Ich mag übrigens am allerliebsten Hollunder-Apfel- Marmelade – die hat schon meine Oma gekocht.