Und auch in diesem Artikel geht es um einen der Begriffe, die man im Zusammenhang mit Ayurveda mal gehört haben sollte.
Agni- das Verdauungsfeuer.
Genaugenommen muss es die Verdauungsfeuer heißen, da verschiedene agnis beschrieben sind.
Agni ist dabei der Oberbegriff für alle Transformations- oder Verdauungsvorgänge im Körper.
Im Allgemeinen wenn wir von Agni sprechen, geht es allerdings um die Verdauungskraft, also um die Effektivität, mit der wir unsere Nahrung im Magen-Darm-Trakt verdauen oder für uns nutzbar machen.
Im heutigen Sinne betrifft es also die Verdauungssäfte, die Peristaltik und die Darmflora.
Hier kommt dann auch das Konzept des integrativen Ayurveda zum Tragen, wenn wir alte Methoden mit neuen Erkenntnissen kombinieren und damit die Therapie optimieren können.
Aber dazu mehr an anderer Stelle :-) Hier und in den anderen Artikeln zu den Ayurveda Basics möchte ich erstmal ein paar ayurvedische Begrifflichkeiten erklären.
Ein starkes, ausgeglichenes Agni bedeutet eine starke Verdauungsleistung. D.h. wir können verschiedene Arten von Nahrung (ja, auch hin und wieder Rohkost :-) problemlos verdauen, der Stuhlgang ist regelmäßig 1-2x täglich, geformt, aber nicht fest und wir haben weder Blähungen noch Schmerzen.
Die Kraft unseres Agni hängt natürlich auch von unserer Grundkonstitution, den Doshas ab.
Vata – das Prinzip der Beweglichkeit- ist von Natur aus wechselhaft und so ist auch das Verdauungsfeuer.
Mal stark, mal eher schwach, gilt es hier darauf zu achten, dass das eher empfindliche Agni nicht zu sehr belastet und geschwächt wird. Ein schwaches Agni zeigt sich bei Vata Störung durch Luft also Blähungen und wechselnde Schmerzen, sowie trockenen, harten Stuhlgang.
Pitta – das Prinzip der Transformation – beinhaltet von Natur aus ein starkes Verdauungsfeuer. Hier muss vor allem darauf geachtet werden, dass es nicht zu stark brennt.
Bei einem zu starken Agni ist die Verdauung zu schnell und geht entsprechend auch mit Durchfall und -Feuer- brennenden Schmerzen und Entzündungen sowei Sodbrennen einher.
Kapha – das Prinzip der Stabiliät – ist von Natur aus träge und kalt und geht entsprechend mit einer langsamen Verdauung einher, die durch schwere und schwerverdauliche Speisen schnell noch zusätzlich geschwächt wird, dann neigen Kaphas zu Verstopfung. Der Stuhlgang ist hier meist eher seltener, voluminös, aber weich.
Selbstverständlich hat der Ayurveda auch wieder die entsprechenden Werkzeuge zur Hand, um Dein Verdauungsfeuer in Balance zu halten.
Generell geht es erstmal darum, Dein Agni nicht durch falsche Ernährung und falsches Verhalten zu schwächen.
Stell Dir als Prinzip ein Kaminfeuer vor. Das brennt auch am besten, wenn Du neben gutem Brennstoff, Raum für den benötigten Sauerstoff läßt. Außerdem wird es nicht hilfreich sein, vorher oder währenddessen Wasser drauf zu kippen.
Ähnlich ist es auch beim Agni.
Eine schöne Regel besagt, dass man den Magen zu 1/3 mit Nahrung, zu 1/3 mit mindestens zimmerwarmer, niemals kalter Flüssigkeit füllen soll, aber immer auch 1/3 Raum für die Verdauung lassen soll.
Dass auch hier der ‚Brennstoff‘ gute Qualität haben soll, versteht sich eigentlich von selbst.
Außerdem lohnt es sich die natürlichen Gegebenheiten zu nutzen. So ist Pitta und damit auch Agni um die Mittagszeit natürlicherweise am höchsten. Dies ist die Zeit für die Hauptmahlzeit.
Eiskalte Getränke oder Nahrungsmittel sind tabu, mit Ausnahme im Sommer und wenn Pitta vorherrscht. Ähnlich verhält es sich mit Rohkost.
Schwere, vor allem tierische Lebensmittel nur in Maßen. Milch zum Beispiel ist eher Heilmittel als Grundnahrungsmittel.
Unterstützen kannst Du Dein Agni auch, indem Du mit reichlich natürlichen Gewürzen und Kräutern Dein Essen verfeinerst. Das müssen auch gar nicht unbedingt indische Gewürze sein, aber an der Menge, die die Inder beim Kochen verwenden, dürfen wir uns gern ein Beispiel nehmen. Heute wissen wir, dass hier reichlich sekundäre Pflanzenstoffe enthalten sind, die in vielerlei Hinsicht gesund sind und auch verdauungsfördernd.
Probleme mit zu starkem Agni haben eigentlich nur Menschen mit einer Pitta Imbalance, darum gehe ich an dieser Stelle hier nicht darauf ein. Zumal sich die Maßnahmen bei Sodbrennen und ähnlichen Beschwerden eigentlich (wie im Ayurveda meistens) von selbst erklären – Vermeiden von scharfen, frittierten Lebensmitteln und zu viel an tierischen Produkten vor allem Fleisch.
Bei länger anhaltenden und schwerwiegenden Beschwerden macht es natürlich Sinn, sich einen Therapeuten zu suchen, der dann auch auf Kräuterheilkunde und im Idealfall auch moderne Methoden zurückgreifen kann.
Ganz abgesehen davon, dass ernste Probleme natürlich medizinisch ausgeschlossen werden sollten.
Einfache Regeln für ein starkes Agni:
– nicht zu viel auf einmal essen
– immer nur essen, wenn Du Hunger hast (sprich: die letzte Mahlzeit verdaut ist)
– die Hauptmahlzeit um die Mittagszeit einnehmen, wenn Agni natürlicherweise stark ist
– nicht zu spät abends essen
– keine eiskalten Speisen oder Flüssigkeiten zu Dir nehmen
– möglichst warme Mahlzeiten (‚vorverdaut’), frisch gekocht, bunt und ohne Zusatzstoffe
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